Was ist Terra Preta und wie wirkt sie?

“Terra Preta” ist portugiesisch und heißt “schwarze Erde”.

Um sie von der natürlich gewachsenen Schwarzerde zu unterscheiden, die auch in unseren Regionen vorzufinden ist, wird sie auch “die schwarze Erde aus dem Regenwald” genannt. Diese Erde ist menschengemacht, bzw. eine Gemeinschaftsproduktion von Mensch und Natur. Forscher fanden sie im Amazonasgebiet und schlossen auf eine frühe Besiedlung dieser Gegend durch hochentwickelte Zivilisationen, die es verstanden, im Einklang mit der Natur zu leben. (Mayas, Inkas, Azteken)

In der Natur gibt es keine Abfälle, nur Kreisläufe. In der Terra Preta fanden sich Holzkohle, Tonscherben,  Knochen, Spuren menschlicher und tierischer Fäkalien und Asche. Aus dieser Vielfalt organischer Reststoffe hatte sich nach und nach eine mächtige Humusschicht gebildet, die mancherorts 2 Meter tief maß. Und das in einer Gegend, in der die Humusschicht natürlicherweise hauchdünn ist. Die schwarze Erde war mindestens 2.000 Jahre alt und immer noch fruchtbar.

Es handelte sich also um Dauerhumus.

Die ökologisch intelligenten Kulturen, die die Terra Preta entwickelt haben, sind leider so gut wie ausgelöscht. Es gibt über ihre Herstellung keine Überlieferungen und so ist es nur anhand von Hypothesen möglich, sie nachzubauen.

Dieses Nachbauen geschieht zur Zeit weltweit an vielen Orten unter unterschiedlichsten Bedingungen nach unterschiedlichen Rezepten. Doch eines haben alle Rezepte gemeinsam:

Die Holzkohle bzw. Pflanzenkohle als wesentlichen Bestandteil. In den Zwischenräumen und winzigen Höhlen der Biokohle siedeln sich Kleinstlebewesen an, fühlen sich dort wohl und vermehren sich fröhlich. Hier tobt das Leben! Hier tanzen die Wurzelfüßer mit den Wimpertierchen, boxen die Borstenwürmer mit den Zweiflüglerlarven. Das bewirkt eine deutlich höhere Bodendurchlüftung und eine Verbesserung des Wasserspeichervermögens. Hier nimmt es die schwarze Erde locker mit Torf auf, der ja dummerweise immer noch für Blumenerde abgebaut wird.

Die Terra-Preta steigert somit die Resilienz der Böden. Sie bindet CO2 dauerhaft und zeichnet sich durch unschlagbare Fruchtbarkeit aus, die sich nicht verbraucht, sondern als vieldimensionales Geflecht aus Lebewesen immer weiter fortpflanzt.

Helgard Greve
Helgard Greve
Die Mitgründerin der Transition-Town- Initiative “Göttingen im Wandel” leitet das Projekt auf Ihrem Esel- und Pferdehof, dem “Mensch-Tier-Natur-Portal” in Göttingen-Geismar. Schon früh entwickelte sie eine Begeisterung für Erde und Böden, die sie anderen Menschen gern mit allen Sinnen spürbar näher bringt. Für das Kompostieren und die faszinierenden Transformationsprozesse der Natur fing sie Feuer, als sie als junge Frau in einer Lebensgemeinschaft in Tennessee (USA) im Bereich farming mitgearbeitet hat.

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